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Infener Scaling Green Hydrogen Production in Germany

Von
Infener Editorial Team

Von der Vision zur Realität: Wie Deutschland grüne Wasserstoffproduktion skalieren kann

Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger der Zukunft, daher haben sich Deutschland und die EU ambitionierte Ziele für dessen Ausbau gesetzt. Doch politische Unsicherheiten und fehlende regulatorische Klarheit bremsen Investitionen in den Wasserstoffhochlauf. Joel Vogl, CEO und Co-Founder von Infener, fordert gezielte Maßnahmen, um den Übergang zu einer dezentralen, autarkeren und CO₂-neutralen Energiezukunft mit Hilfe von grünem Wasserstoff zu gestalten.

Dezentrale, klimafreundliche Wasserstofflösungen bieten nicht nur eine Reduktion von CO₂-Emissionen in Industrie und Verkehr, sondern stärken auch Energiesouveränität und regionale Wertschöpfung in Deutschland und Europa. Doch Umsetzung von Wasserstoffprojekten bleibt bisher weit hinter den Plänen zurück: In der EU haben weniger als 0,5 GW der geplanten Wasserstoffprojekte finale Investitionsentscheidungen erreicht – ein Bruchteil der ambitionierten Zielvorgaben von 40 GW bis 2030.

Forderung 1: Marktfähige Preise für grünen Wasserstoff schaffen 

Grüner Wasserstoff muss wirtschaftlich konkurrenzfähig werden. Dafür braucht es ein Zusammenspiel von: 

  • Grüngasquote: Verpflichtende Mindestanteile für grünen Wasserstoff in Industrie, Verkehr und Wärme schaffen stabile Nachfrage und Planbarkeit. Lokal produzierter, zertifizierter Wasserstoff sollte hierbei bevorzugt behandelt werden, um die regionale Wertschöpfung zu fördern. 
  • CO2-Bepreisung & THG Quote: Ein höherer CO2-Preis stärkt emissionsfreie Alternativen und macht fossile Energieträger zunehmend unattraktiv. Parallel dazu sollte eine stabile und langfristige THG-Quote eingeführt werden, die Produzenten von grünem Wasserstoff die Möglichkeit gibt, von den Erlösen aus Zertifikaten zu profitieren. Diese Kombination senkt die Produktionskosten von grünem Wasserstoff und fördert seine Wettbewerbsfähigkeit.  
  • Contracts for Difference (CfD): Dieses Modell schafft Planungssicherheit, indem der Staat bei niedrigen Einnahmen die Differenz ausgleicht. Für eine wettbewerbsfähige Wasserstoffproduktion ist dies unerlässlich, insbesondere in Zeiten schwankender Strompreise. 

Für marktfähigen grünen Wasserstoff braucht es eine gezielte Kombination von Maßnahmen, die aufeinander abgestimmt sind – von der Grüngasquote bis hin zu langfristigen Abnahmeverträge. Die wichtigsten Instrumente müssen effektiv wirken und für Investoren und Produzenten Planungssicherheit schaffen. Der Staat muss durch verlässliche Rahmenbedingungendie Grundlage für eine wettbewerbsfähige Wasserstoffproduktion legen.

Forderung 2: Dezentrale H2-Produktionshubs als Speicherlösungen nutzen 

Um die Energiewende effizient zu gestalten, muss die Wasserstoffproduktion systemdienlich erfolgen. Dezentrale Wasserstoffhubs können dabei nicht nur grünen Wasserstoff effizient herstellen, sondern auch als flexible Speicherlösungen für überschüssige erneuerbare Energien dienen. In Deutschland gehen jährlich rund 11 TWh an überschüssigem Strom verloren, was zu hohen Redispatch-Kosten führt (Quelle: BMWK). Infener setzt auf Hybridsysteme, die Wasserstoff als Langzeitspeicher und Batterien als Kurzzeitspeicher kombinieren, um diese Herausforderungen zu lösen.  

Gezielte Fördermaßnahmen sollten den Ausbau der 10 GW Elektrolysekapazität bis 2030 unterstützen, insbesondere über Ausschreibungen für systemdienliche Elektrolyseure gemäß § 96 Nr. 9 des Windenergie-auf-See-Gesetzes. Die geplante Förderrichtlinie der Bundesregierung ist ein wichtiger Schritt, den wir begrüßen. Zusätzlich sind weitere Anreize, wie reduzierte Stromnetzentgelte, notwendig, um den wirtschaftlichen Betrieb dieser Anlagen sicherzustellen. 

Ebenso entscheidend ist ein regulatorisch verlässlicher Rahmen, der Investitionssicherheit für Banken und Investoren schafft – vergleichbar mit den Anreizen, die das EEG in der Anfangsphase für Wind- und Solarparks bot. Ein solcher Rahmen gibt Projekten die notwendige Planungssicherheit und beschleunigt den Hochlauf von Wasserstofflösungen. 

Durch diese Kombination aus technischer Flexibilität, wirtschaftlichen Anreizen und finanziellem Vertrauen könnten Wasserstoffhubs nicht nur Netzstabilität gewährleisten, sondern auch regionale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit stärken. 

Grüner Wasserstoff macht die Industrie resilienter 

Infener steht für dezentrale grüne Wasserstoffproduktion, die unabhängig und ergänzend zum zentralen Kernnetz funktioniert und auf Basis lokaler erneuerbarer Energien arbeitet. Diese Ansätze sind nicht nur flexibler, sondern auch entscheidend, um Versorgungssicherheit und eine resiliente Energieinfrastruktur zu gewährleisten. Aktuelle Studien, unter anderem vom Wuppertal Institut oder Fraunhofer IAO bestätigen, dass dezentrale Ansätze maßgeblich dazu beitragen, die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Eine klimafreundliche, sichere und wirtschaftliche Energieversorgung ist nur durch eine Kombination aus zentralen und dezentralen Technologien möglich. 

Es ist jetzt an der Zeit, die Weichen für eine nachhaltige, dezentrale Energieversorgung zu stellen, die die hiesige Produktion fördert. Die dezentrale und grüne Wasserstoffproduktion kann jetzt als Blaupause für das spätere Kernnetz und Importe im größeren Stil genutzt werden. Nur durch entschlossene Schritte kann das volle Potenzial von grünem Wasserstoff erschlossen und die deutsche Vorreiterrolle im Energiesektor gesichert werden.